Auszeit Deluxe – Dieser See ist ein verstecktes Juwel
- Marius Gisler
- 13. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Seelisbergersee Es ist ruhig. Vögel zwitschern, weit entfernt quakt eine Entenfamilie, Wellen plätschern... Eine ungewohnte Atmosphäre für eine Badi. Kein Geschrei, keine laute Musik und fast keine anderen Badegäste.

Versteckt am Fusse des Niederbauen liegt ein wahres Kleinod: der Seelisbergersee. Kaum bekannt, bietet dieser idyllische Bergsee nicht nur glasklares Wasser und eine malerische Umgebung, sondern auch eine charmante Naturbadi. Sie zählt zu den Geheimtipps der Innerschweiz. Seit über 100 Jahren dient der See Einheimischen zur Erholung und zum Schwimmen. Nun wird er auch zunehmend von Touristen entdeckt. Was macht den See so besonders?
Raubfisch-Hotspot am Bergsee
Claude Röthlisberger legt seine Köderbox auf den Stein und schlägt sein Lager auf. Am Morgen ist die Luft noch kühl und der See liegt still. «Hier draussen ist man sofort weg vom Alltag», sagt er, während er die Angel zusammensteckt. «Für mich ist es einer der schönsten Fischspots der Innerschweiz.» Claude aus Zürich ist in den Sommermonaten wöchentlich an diesem Urner Bergsee anzutreffen. Nicht nur die Natur des Ortes fasziniere ihn, sondern auch die Fische, die im See schwimmen. «Der Seelisbergersee ist ein Paradies für Raubfische. Hier schwimmen neben Hechten auch Eglis einer speziellen Art im Wasser. Diese Art wird besonders gross.»
Für Claude Röthlisberger gibt es kaum einen schöneren Ort zum Fischen.
Ein besonderer Anreiz für Fischer sind auch die Boote, welche man direkt bei der Badi beziehen kann. «So kann man in der Nähe der Klippen und Schilfen fischen, da halten sie sich besonders gerne auf.» Falls das Wasser besonders warm sei, könne man in der Mitte des Sees auch tiefer unten fischen, als es vom Ufer aus möglich sei.
Erfolg ist keine Bedingung
Heute soll es nicht klappen, mit dem Fang. Doch für Claude ist das nicht weiter schlimm. «Man kann nicht immer was fangen.» An anderen Seen sei die Fangquote deutlich höher, doch wenn mal einer beisse, dann ein richtiger. «Zum Glück hat es am Seelisbergersee für solche Tage ein Restaurant», sagt Claude und lacht. «Morgen ist auch noch ein Tag.» Für heute beendet er seinen Angelausflug.
Dass der Seelisbergersee wirklich ein Paradies für Raubfische ist, bewies Silvan Welti. Er zeigt Eglis mit markanten orangen Flossen und Hechten – dem grössten Räuber der Schweizer Gewässer.
Die lange Anfahrt stört den Zürcher nicht. «Wer an in den Bergen fischen will, muss mit langer Anreise rechnen.» Doch der Seelisbergersee sei sogar im Vergleich einfach zu erreichen. «Normalerweise kommt man mit dem Auto nicht so nahe an den Bergsee, wie hier.» Zudem könne man das Zelt mitnehmen, mindestens dann lohne sich der Ausflug ganz bestimmt. Denn: «Früh am Morgen beissen sie am besten.» Heute übernachtet Claude jedoch nicht am Seelisbergersee. Er packt seine Route zusammen und macht sich auf dem Heimweg – ohne Fisch in der Box. Während für den Fischer bereits Feierabend ist, erwacht der Campingplatz erst richtig.
Camping auch im Winter
Der Campingbereich ist mit einer charmanten Holzbrücke vom Badebereich getrennt. Am Seelisbergersee ist campen auch im Winter möglich. Mietbare Zelte sind bereitgestellt, vollausgestattet und mit eigenem Holzofen – das lässt das «Glamper»-Herz höherschlagen. Doch jetzt ist Sommer. Mathias schlägt mit dem Hammer die Heringe des Zelts in den Boden, währenddessen Andrea bereits am Baden ist. Das Pärchen ist aus Deutschland angereist. Per Zufall landeten sie beim Seelisbergersee. «Wir haben den Ort «Isleten» auf der Karte entdeckt. Der Wirt im Restaurant empfahl uns, den Seelisbergersee zu besuchen. Nun sind wir hier und begeistert von diesem Ort.» Mittlerweile ist auch Andrea zurück und trocknet sich mit dem Tuch ab. «Wir leben südlich von München. Da ist es auch schön, aber solche Berge haben wir da nicht.» Was das deutsche Pärchen besonders schätzt, ist die Sauberkeit. «Der ganze Ort ist hervorragend gepflegt und ordentlich. Man müsste lange suchen, um nur ein Zigarettenstummel zu finden», sagt Andrea.
Ob auf dem Camping, im See oder im Badebereich – Müll findet man nicht.
Erstaunt sind sie über die Ruhe. «Bei uns sind im Sommer alle Badis überlaufen. Hier kann man die Natur noch richtig geniessen», sagt Mathias. Sie bleiben für eine Nacht. «Wir kommen wieder!»

Ein historisches Badeangebot in den Alpen
Neben einer kleineren Liegewiese gibt es ein Volleyball- und ein Beachsoccerfeld. Für Aktivitäten auf dem Wasser stehen Ruderboote und Pedalos zur Miete bereit. Ein Sprungbrett sowie verschiedene Wasserspielzeuge ergänzen das Angebot. Der Seelisbergersee blickt auf eine lange Geschichte als Badeort zurück.
Mehr zur Geschichte des Bergsees
Bereits 1863 wurde am See erstmals ein Badehaus errichtet, 1923 folgte die offizielle Eröffnung der ersten Badeanstalt durch den Verkehrsverein. In den 1910er-Jahren verhinderten Stauversuche zur Nutzung des Sees als Wasserkraftreservoir beinahe den Fortbestand des Badebetriebs. Erst nach der Absenkung des Wasserspiegels im Winter 1936/37 konnte die Badi weiterentwickelt werden. Seither wurde die Anlage laufend modernisiert – zuletzt 2014/15. Heute gilt sie als naturverträgliches Vorzeigeprojekt und ist seit Kurzem der erste klimaneutrale Badibetrieb im Kanton Uri.
Der Seelisbergersee 1910 und 2025 im Vergleich.
Bergsee im Abendkleid
Es wird still am See. Die Sonne sinkt langsam hinter den Bergkamm. Das Wasser, ruhig wie schon der ganze Tag. Wer jetzt noch barfuss über die Holzbrücke zurück zum Zeltplatz geht, hört nur das zischen der Grillstelle – und das leise Quaken der Enten.
































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